Immobilienkäufer weichen auf das Umland aus
Immobilienkäufer weichen auf das Umland aus und nutzen neue Möglichkeiten
Die hohen Preise für Immobilien in den Städten zeigen Wirkung. Immobilienkäufer sind nicht mehr bereit, jeden geforderten Preis zu zahlen. Sie schauen sich vermehrt im immer noch günstigeren Umland um. Aufgrund der steigenden Einwohnerzahlen und der damit verbundenen erhöhten Nachfrage nach Wohnraum sind Innenstadtlagen von Immobilien für viele Deutsche nicht mehr bezahlbar. Das Ausweichen auf die Umlandbereiche ist die logische Konsequenz, um weiter die Vorzüge der Stadt nutzen zu können.
Die größten Nachfragesteigerungen gibt es laut einer Auswertung des Internetportals immowelt.de im Umland von Berlin mit 311 Prozent. Auch in Stuttgart suchen 228 Prozent und in Frankfurt 200 Prozent mehr Interessenten im Umland der Stadt. In München ist aber selbst das Umland keine preiswerte Alternative mehr. Im Münchner Speckgürtel sind die Immobilienpreise inzwischen über die 5.000 Euro-Marke geklettert und damit für viele Interessenten viel zu hoch. Dagegen ist das Umland im Osten, zum Beispiel in Leipzig und Rostock attraktiv, während in den Regionen Chemnitz und Magdeburg nach wie vor die Stadtbereiche stärker nachgefragt sind.
In den westdeutschen Großstädten wird die Ausweichbewegung ins Umland besonders deutlich. In Stuttgart ist das Wohnen im Speckgürtel um rund 700 Euro pro Quadratmeter günstiger als in der Stadt. Noch größer ist der Unterschied in Frankfurt am Main, wo Immobilienkäufer in der Stadt etwa 1.400 Euro pro Quadratmeter mehr zahlen als außerhalb.
Die Nachfragesteigerung in der Stadt und im Umland (2012-2017):
Stadt Steigerung in der Stadt Steigerung im Umland
Berlin 36% 311%
Bremen 68% 152%
Chemnitz 129% 55%
Dresden 52% 119%
Frankfurt a. M. 54% 200%
Hamburg 16% 75%
Hannover 16% 75%
Köln 121% 371%
Leipzig 100% 101%
Magdeburg 199% 113%
München 32% 57%
Rostock 101% 118%
Stuttgart 47% 228%
Politik: Neuer Ausschuss für Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen eingesetzt
Der Immobilienmarkt hat sich im Zuge der Niedrigzinspolitik und wegen des starken Zuzugs in die Städte so rasant entwickelt wie nie zuvor. Das hat in den vergangenen Jahren zu starken Verwerfungen geführt. Die bisherigen politischen Maßnahmen, wie beispielsweise die Mietpreisbremse, konnten die negativen Auswirkungen kaum mildern.
Jetzt hat der Bundestag mit der Einsetzung eines Ausschusses für Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen ein deutliches Signal gesetzt. Die Probleme sind offenbar erkannt. 24 Mitglieder des neuen Ausschusses sollen wirksame politische Maßnahmen finden, um die Situation zu entspannen.
Unter einem Bundestagsausschuss versteht man eine Gruppe von Mitgliedern des Deutschen Bundestages, die sich um ein bestimmtes Thema kümmert. Die Bundestagsausschüsse dienen der Vorbereitung der Bundestagsentscheidungen, da aufgrund der Größe des Plenums nicht alle Beschlüsse und Gesetzesentwürfe den Bundestag in seiner Gesamtheit durchlaufen können. In den Bundestagsausschüssen werden die Gesetzesentwürfe abstimmungsreif gemacht.
Die wohnungs- und immobilienwirtschaftlichen Verbände begrüßen diesen Schritt: „Das ist ein großer Erfolg für die Wohnungswirtschaft, die sich von Anfang an für einen eigenständigen Ausschuss eingesetzt hatte. Damit werden die gesellschaftlich so wichtigen Themen rund ums Bauen und Wohnen sinnvoll mit den Bereichen Stadt- und Regionalentwicklung verknüpft“, erklärte Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW. „Ziel muss es sein, dauerhaft und in ganz Deutschland für gleichwertige Lebensverhältnisse zu sorgen.“
Die Arbeit des Ausschusses wird sich beispielsweise um die Themen Wohnungsknappheit in den Ballungsräumen, Bezahlbarkeit von Wohnungen, Wohnen in ländlichen Regionen, Förderung der Bautätigkeit oder Erhöhung der Wohneigentumsquote kümmern.